3 - Prävention und Gesundheitsförderung: Handeln mit Risiken [ID:4327]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Sie haben es der Einführung schon entnommen. Es werden jetzt vor allem theoretische Überlegungen

von mir dargelegt, die so auch in meiner Doktorarbeit stehen. Ich habe versucht,

es ein bisschen anschaulicher zu gestalten. Es gehen dann auch immer Erfahrungen ein aus unseren

Projekten in der Arbeitsmedizin. Allerdings werden jetzt keine konkreten empirischen

Ergebnisse vorgestellt. Es geht also um theoretische Überlegungen zum Umgang mit

Gesundheitsrisiken. Unser Handeln ist immer mit einer mehr oder weniger großen Unsicherheit

behaftet. Die Welt ist ja kein deterministisches System. Beim Handeln in Prävention und

Gesundheitsförderung, sei es ob jetzt der Einzelne handelt oder politische Institutionen oder

Unternehmen, kommen ganz spezifische Unsicherheiten zum Tragen, die die Rahmenbedingungen für das

dortige Handeln darstellen und die kluge Handlungsstrategien berücksichtigen sollten.

Das ist jetzt unser heutiges Thema und es kommen sechs Begriffe vor, die ganz wesentlich sind,

wenn man drüber sprechen will und je sozusagen genauer man über dieses Thema sprechen will,

je genauer muss man natürlich auch diese Begriffe definieren oder sich Gedanken

darüber machen, was gemeint ist. Diese Begriffe sind Krankheit und Gesundheit,

ist kein Wunder, Prävention und Gesundheitsförderung haben wir schon im Titel und Gefahren und Risiken.

Und zwei sehen sie immer, die gehören ja immer irgendwie zusammen, Krankheit und Gesundheit

haben miteinander sehr eng zu tun. Wir müssen uns dann fragen Prävention und Gesundheitsförderung,

ist es irgendwie dasselbe oder ist es was anderes, wie kann man das verstehen? Und ja,

dann möchte ich noch den Unterschied zwischen Gefahren und Risiken machen, weil der für das

Handeln dann wesentlich ist. Beginnen wir mal mit dem Krankheitsbegriff. Wer oder was bestimmt

eigentlich was krank ist, was wir krank nennen, was wir also schließlich in Prävention vermeiden

wollen. Wer bestimmt, wer gesund ist und was gesund ist und was also gefördert werden soll.

Die Ärzte, der Staat, Unternehmen, der Betroffene selbst und immer wieder fällt auf, dass der

Krankheitsbegriff so mannigfaltig in der Alltagssprache verwendet wird. Es wird auch

immer wieder versucht da einen Missbrauch zu treiben. Da habe ich jetzt ein Beispiel dabei

und zwar das ist Trauer im DSM-5, dieses amerikanische Klassifikationssystem, kennen

Sie vielleicht. Das kam kürzlich neu heraus und die Trauer wurde da neu bestimmt und dazu sagt

der Professor Kornhuber von unserer Uni hier, als besonders problematisch erachte ich allerdings,

dass die Schwelle zur Diagnose einer schweren Depression bei trauernden Menschen, die eine

geliebte Person verloren haben, gesenkt wird. Das könnte dazu führen, dass viele Trauernde bereits

nach kurzer Zeit, die Rede ist hier von zwei Wochen, die Diagnose einer Depression erhalten

und dann möglicherweise sogar mit Medikamenten behandelt werden. Und er sagt weiter, wir sollten

uns dafür hüten, jede Abweichung von einer Durchschnittsnorm und jede Missempfindung als

psychische Störung zu diagnostizieren und schlimmer gleich medikamentös zu behandeln. Das normale

menschliche Verhalten ist bunt und vielfältig und das ist gut so. Trauer, Wut, Verliebtheit sind

meist normal. Also hier auch wieder die Frage, was wollen wir eigentlich bei Prävention und

Gesundheitsförderung verhindern und was sagen wir eigentlich, ja das ist eigentlich okay. Ich

möchte Ihnen jetzt und zum Krankheitsbegriff kann man sehr lange Überlegungen anstellen,

in meiner Arbeit sind es sehr viele Seiten und man kann auch sicher mehr als eine Stunde drüber

reden. Es gibt auch viele Autoren. Ich möchte Ihnen einfach meinen Vorschlag jetzt vorstellen.

Eine Begründung geben kann ich Ihnen auf die Schnelle nicht. Sie können es dann, aber wenn

Sie möchten, gerne nachlesen. Ich hoffe, es ist Ihnen trotzdem plausibel. Unser Vorschlag ist,

dass eine Person als krank bezeichnet werden kann oder dass wir etwas als Krankheit bezeichnen,

wenn ein Funktionsdefekt, ein körperlicher mehr oder weniger Defekt vorliegt, wobei ich die Psyche

in dem Falle zum Körper zähle. Also ganz umgangssprachlich gesagt, wenn was nicht am

Körper in Ordnung ist und dass die zweite Bedingungen von einem aktuellen oder zukünftigen

Leiden des Betroffenen aufgrund dieses Defekts ausgegangen werden kann. Also der Krankheitsbegriff

ist dann kein empirischer Begriff in dem Fall, sondern er ist eine Mischung. Nämlich einerseits

muss etwas empirisches vorliegen. Defekt kann der Mediziner feststellen, der Pathologe und zum

Teil einer Videoserie :

Presenters

Dr. Johannes Kiesel Dr. Johannes Kiesel

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:05:24 Min

Aufnahmedatum

2014-11-06

Hochgeladen am

2014-11-10 11:00:58

Sprache

de-DE

Der Vortrag stellt theoretische Überlegungen zum Handeln in Prävention und Gesundheitsförderung (schwerpunktmäßig aus der Sicht des Einzelnen) vor, im Wesentlichen ein Thema, das von Dr. Kiesel auch in seiner philosophischen Dissertation bearbeitet wurde.

Tags

Diagnostik Prävention Gesundheitsförderung Krankheit Gesundheit Krankheitsbegriff Trauer Gesundheitsgefahr Gesundheitsrisiko genetische
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